Oder nur ein nettes Treffen wichtiger Leute im Sinne nachhaltiger Wichtigkeit?
Mit vorläufig geringem Medieninteresse laufen in Langenburg im Kreis Schwäbisch Hall die Vorbereitungen zu einem Kongress am 27. Mai 2013 mit dem Hauptitel „Langenburg Forum“. Die wesentlichen Akteure sind Joschka Fischer, ehemaliger Vorsitzender der Grünen, der Vorstand des von ihm beratenen Konzerns REWE, Alain Caparros, sowie Philipp von Hohenlohe, Großgrundbesitzer und Hausherr von Schloss Langenburg.
Joschka Fischer, bitte mal recht freundlich! (Foto: www.langenburg-forum.de) |
Als medienträchtiges Zugpferd gewannen sie Prinz Charles, der mit Philipp v. Hohenlohe verwandt ist. Dazu kommen handverlesene Gäste, alles erfolgreich um Wichtigkeit und Prominenz bemühte Zeitgenossen, und ein Sternekoch, um sie zu bewirten. Eine illustre, aber geschlossene Gesellschaft!
Prince Charles, Gentleman und Biolandwirt (Foto: www.langenburg-forum.de) |
Der einzige Teilnehmer, der tatsächlich – und schon seit Jahrzehnten – wirklich das hehre Anliegen nachhaltiger und biologischer Landwirtschaft verfolgt, ist Prinz Charles. Darf man ihn vor einen REWE-Unilever-etc-PR-Karren spannen? Lässt er sich so vorführen?
Das Programm des Langenburg Forums 2013 steht im Internet (langenburg-forum.de). Mehr Einzelheiten kann man aus adelshofberichterstatterisch geblümten Ankündigungslobtexten in der Lokalpresse (swp.de) erfahren. Demnach geht es bei dem Prinz-Charles-REWE-Unilever-Joschka-Fischer-Forum irgendwie um Nachhaltigkeit („Sustainability“) und um regionale Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte. Nichts Neues also! Wer bezahlt diesen Jahrmarkt der Eitelkeiten? Es zwingt sich der Verdacht auf, Fischers PR-Agentur hätte für REWE und Unilever und ein paar weniger bekannte Nutznießer ein PR-Spektakel konzipiert, dessen Mangel an inhaltlicher Relevanz durch monarchische Prominenz des Prinzen von Wales kompensiert werden soll.
Wird die Veranstaltung ihrem Thema gerecht?
Wie kann ein Forum über Nachhaltigkeit der Landwirtschaft dienen? Wie kann eine regionale Landwirtschaft eine Großstadtbevölkerung erreichen? Indem sie, die es der Teilnehmer Bühler ja erfolgreich praktiziert, die Regionalität verlässt.Die Erzeuger sollen doch immer neue und somit weiter entfernte Märkte suchen.
Regionale Nachhaltigkeit scheint in Deutschland nur in kleinem Rahmen oder aber mit importiertem Tierfutter möglich
Vor allem scheint kaum jemand der Wähler mitzubekommen, dass die Landwirte hierzulande immer größere Teil ihrer Äcker mit Power-Mais für die Biogasanlagen bepflanzen. Die rot-grüne Bundesregierung verankerte seinerzeit gesetzlich exorbitant hohe Stromeinspeiseprämien für den Strom aus Biogas. So lohnt sich der Maisanbau für Biogas für die Landwirte viel mehr, als die Felder mit Pflanzen anzubauen, um Bevölkerung (regional oder auch nicht) zu ernähren. Das Futter für die regional gemästeten Schweine und Kühe wird indessen importiert; etwa aus Serbien oder sogar der dritten Welt.
Die Biolandwirtschaft in Deutschland tut sich indessen sehr schwer – Forum hin oder her. Gerade in der Region Hohenlohe, wo die Biolandwirtschaft ursprünglich herstammt, wird sie von Landwirten, die Biogasanlagen betreiben, und dazu chemie-intensiv und flächendeckend Mais anbauen, immer weiter verdrängt.